Photos Ausgestorbene Reptilien und Urvogel

Ausgestorbene Reptilien stehen zwar nicht explizit im Lehrplan, der eher die Formenkenntnis rezenter Tiere in den Vordergrund stellt, aber die Schüler beiderlei Geschlechts kennen durch die Medien etliche Reptilien des Erdmittelalters. Die Schule sollte die Chance wahrnehmen, das oft diffuse Vorwissen in den richtigen Zusammenhang zu stellen. So gehören nicht alle Reptilien des Erdmittelalters zu den Dinosauriern. Diese zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass ihre Beine nicht seitlich ansetzen wie bei Eidechsen, sondern direkt unter dem Körper stehen und damit hohe Geschwindigkeiten (z. B. bei Raubdinosauriern) bzw. energiesparende Fortbewegung (z. B. bei Elefantenfuß-Sauriern) ermöglichen. Neben den Dinosauriern gab es Fischsaurier, die in ihrer Gestalt stark an Delphine erinnern, Paddelsaurier mit vier paddelförmigen Flossen (eine Fortbewegungsart, die es heute nicht mehr gibt) und Flugsaurier. Den Schülern sollte bewusst gemacht werden, dass sich die Vögel nicht aus den Flugsauriern entwickelt haben (wie der Vergleich der Flügelskelette beweist), sondern aus zweifüßigen Raubdinosauriern, von denen einige bereits Federn besaßen.

Die folgenden Bilder stammen aus dem Paläontologischen Museum München, Richard-Wagner-Straße 10 (Juli 2018). Ich danke dessen Leiter, Prof. Dr. Gert Wörheide, für die freundliche Genehmigung der Veröffentlichung. Die Bilder dürfen für schulische Zwecke unter Angabe ihres Aufstellungsortes verwendet werden.

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Echsen vor den Dinosauriern:

Langsame Echse

Bradysaurus seeleyi; 263 Mio a alt (mittlere Perm-Zeit); Kap-Provinz, Südafrika

Diese etwa 3 m lange Echse lebte gegen Ende des Erdaltertums. Mit ihren seitlich abgespreizten Beinen konnte sie sich nur langsam fortbewegen und ernährte sich von Pflanzen.

Scheinkrokodil

Prestosuchus chiniquensis; 220 Mio a alt (obere Trias-Zeit); Rio Grande do Sul, Brasilien

Auch wenn die unter dem Körper stehenden Beine an einen Dinosaurier erinnern mögen, ist der etwa 4,5 m lange Prestosuchus keiner, sondern ein früher Verwandter der heutigen Krokodile. Die spitzen, nach hinten weisenden Zähne weisen ihn als Fleischfresser aus. Diese Tiergruppe starb am Ende der Triaszeit aus; ihre ökologische Nische als große und schnelle Raubtiere wurde bald von Dinosauriern eingenommen.

Dinosaurier an Land:

„Der fränkische Lindwurm“

Plateosaurus engelhardti; 205 Mio a alt (obere Trias); Ellingen in Franken, Bayern

In der Triaszeit entwickelten sich die Archosaurier, zu denen auch die Dinosaurier gehören. Plateosaurus war ein großer Pflanzenfresser, bis zu 9 Meter lang und 2,5 Tonnen schwer. Innerhalb der Sauropoden, die in späteren Zeiten bis zu 40 Meter lang und über 70 Tonnen schwer wurden, erscheint er allerdings eher klein.

Allosaurier

Allosaurus fragilis; 150 Mio a alt (obere Jura-Zeit); Utah, USA

Dieser bis zu 12,5 m lange Dinosaurier ist vielen Kindern aus den Medien bekannt („Big Al“). Mit seinen langen, dolchartigen Zähnen konnte er sich nur von Fleisch ernähren; ein derartiges Gebiss gibt es bei keinem lebenden Tier mehr. Mit seinen sehr kurzen Vorderbeinen konnte er wohl die Beute festhalten; zur Fortbewegung dienten ihm seine kräftigen Hinterbeine. Allosaurus gehört damit wie auch Tyrannosaurus rex oder der nur rabengroße Compsognathus zur Gruppe der zweibeinigen Raubdinosaurier (Theropoden), von denen die Vögel abstammen.

Allosaurus fragilis

Dreihornsaurier

Triceratops horridus; 65 Mio a alt (oberste Kreide-Zeit); Wyoming, USA

Dieser bis zu 9 m lange Saurier fällt durch seine drei Hörner und den gewaltigen Nackenschild auf. Mit seinem papageien-artigen Schnabel biss er seine Pflanzennahrung ab und zerkleinerte sie anschließend mit seinen Zähnen. Er gehört zur großen Gruppe der Vogelbecken-Saurier (Ornithischia); die Vögel stammen aber von der anderen großen Gruppe ab, den Echsenbecken-Saurier (Saurischia), zu denen auch die Theropoden zählen. Die letzten Triceratops kamen bei der Katastrophe am Ende der Kreidezeit ums Leben.

Fischsaurier im Wasser:

Fischsaurier

Stenopterygius spec.; 180 Mio a alt (untere Jura-Zeit); Haag bei Bayreuth, Bayern

Fischsaurier stammen von landlebenden Vorfahren ab. Die Arme und Beine sind zu Flossen umgewandelt (sie besitzen deutlich mehr als 3 Knochen pro Finger bzw. Zehe), die Körperform ist stromlinienförmig, als Antrieb dient eine senkrecht gestellte Schwanzflosse, die im unteren Teil durch die Wirbelsäule gestützt wird. Das ist eine unverwechselbare Konstruktion, denn bei Fischen steht die Schwanzflosse zwar ebenfalls senkrecht, aber bei Knorpelfischen wie dem Hai befindet sich die knorpelige Wirbelsäule im oberen Teil und bei Knochenfischen wie der Forelle wird die Schwanzflosse von Knochenstrahlen aufgespannt, die Wirbelsäule endet bereits an deren Wurzel; die Schwanzflosse der Wale steht waagrecht und besitzt kein Knochengerüst.

Stenopterygius lebte in einem warmen Flachmeer. Die wohl berühmtesten Funde von Fischsauriern aus dieser Zeit stammen aus Holzmaden bei Stuttgart (im Paläontologischen Museum München sind zwei riesige Abgüsse davon ausgestellt). Die von der Decke hängende Rekonstruktion des Bayreuther Fundes befindet sich nicht direkt im Paläontologischen Museum, sondern direkt hinter der Verbindungstür zum Geologischen Museum im Erdgeschoss. Direkt dahinter hängt an der Wand ein Abguss der Platte, in der die Knochen in Fundlage zu sehen sind.

Flugsaurier in der Luft:

Bei den Flugsauriern wird die Flughaut des Flügels durch den stark verlängerten vierten Finger (entspricht dem Ringfinger) aufgespannt. Dagegen spannen die Fledermäuse ihre Flughaut mit vier verlängerten Fingern auf; beim Vogelflügel spielen die Finger nur eine untergeordnete Rolle, seineTragfläche wird von den Federn selbst gebildet. Flugsaurier lebten von der oberen Trias-Zeit bis zum Ende der Kreide-Zeit. Die frühen Formen, die bis zum Ende der Jura-Zeit lebten, besaßen einen langen Schwanz (z. B. Pterodactylus oder Rhamphorhynchus), die späten Formen, die von der mittleren Jura-Zeit bis zum Ende der Kreide-Zeit lebten (wie Pteranodon), besaßen keinen oder einen sehr kurzen Schwanz.

Pterodactylus

Pterodactylus antiquus; 150 Mio a alt (obere Jura-Zeit); Eichstätt, Bayern

Die Platte zeigt das hervorragend erhaltene Skelett des ersten Flugsauriers, der in der Wissenschaft beschrieben wurde (Cosimo Collini, 1784). Sehr schön sind die spitzen Zähne zu erkennen, mit denen Pterodactylus seine Beute, z. B. kleine Fische, gut packen konnte.

Pterodactylus antiquus

Rhamphorhynchus

Rhamphorhynchus muensteri; 150 Mio a alt (obere Jura-Zeit); Eichstätt, Bayern

Die Platte zeigt (von unten gesehen) den linken Flügel, bei dem der Abdruck der Flughaut deutlich zu erkennen ist. Karl Alfred von Zittel hat dieses Fossil 1882 als erster wissenschaftlich beschrieben.

Rhamphorhynchus muensteri. linker Flügel

Riesen-Flugsaurier

Pteranodon ingens; 85 Mio a alt (obere Kreide-Zeit); Kansas, USA

Unter den letzten Flugsauriern gab es riesige Formen wie das Pteranodon mit einer Flügelspannweite von 7 Metern. Das Skelett war sehr leicht gebaut. Vermutlich ernährte sich der Flugsaurier von Fischen, die er im Flug aus dem Wasser fischte. Die Rekonstruktion eignet sich gut zum Vergleich mit dem Skelett des Menschen bzw. einer Fledermaus.

Ein Brückentier zwischen Raubdinosaurier und Vogel

Der Bayerische Urvogel

Archaeopteryx bavarica; 150 Mio a alt (obere Jura-Zeit); bei Solnhofen, Bayern

Die meisten Funde des Urvogels Archaeopteryx, wie das Berliner Exemplar, von dem viele Schulen eine Replik besitzen,  zählen zur Art A. lithographica. Der Fund von 1992 zeigt aber eine zweite Art: A. bavarica. Bis auf den vorderen Teil des Oberschnabels sind auf Platte und Gegenplatte alle Knochen erhalten. Zudem sind deutliche Abdrücke von Flügel- und Schwanzfedern zu erkennen. Die beiden Knochen des Unterschnabels klaffen auseinander und tragen je 12 spitze Zähne, mit denen der Urvogel vermutlich kleine Insekten gefangen hat. Die Krallen der drei freien Finger sind deutlich zu sehen.